In forschender Auseinandersetzung mit einer aktuellen Kunstausstellung fragen wir danach, welche Vorannahmen diese Ausstellung über ihr Publikum macht – auf explizite oder implizite Weisen. Welche Formen einer »Publikumspartizipation« sind hier institutionell vorgesehen und erwünscht? Welche ereignen sich tatsächlich? Welche Rezeptionsperspektiven könnten auf produktive Weise stören und nicht vorgesehene Zugänge eröffnen? Auf welchen Ebenen entfalten die Perspektiven und Stimmen sogenannter Expert*innen eine Definitionsmacht? Und was würde es für Kunstvermittlung und -kritik bedeuten, jegliche Personen – auch sogenannte Lai*innen – als Expert*innen des Alltags ernst zu nehmen (wie dies Walter Benjamin und Antonio Gramsci vorschlugen)? Wahrnehmend, diskutierend, lesend, interviewend und schreibend begeben wir uns auf die Suche nach heterogenen Rezeptionsperspektiven. Wir experimentieren mit Formaten der Mehrstimmigkeit. Dadurch erkunden wir kunstvermittelnde und kunstkritische Formen, die vielleicht dazu taugen, Definitionsmächte in Bewegung zu versetzen und Rezeption mehrköpfig und -händig produktiv zu machen.