Menschliches Handeln und gesellschaftliche Verhältnisse sind unweigerlich durch Machtverhältnisse bestimmt. Sie zeigen sich als Hierarchie, als reale und symbolische Herrschaft, als physische oder psychische Gewalt. Wir erleben sie als befreiend oder einschränkend, akzeptieren sie als legitim oder illegitim und nutzen sie zur Anerkennung und Durchsetzung unserer Interessen – immer bedroht von der Gefahr, sie im «Willen zur Macht» zu missbrauchen. Was sind also die Quellen und Funktionsweisen der Macht, wie bewältigen wir das Doppelspiel von Macht haben über und Macht haben zu?

Im Jahr 1975 schrieb der Philosoph Michel Foucault: „Macht ist ein produktives Prinzip in der Gesellschaft. Sie bringt Wissen hervor, erschafft durch ihre Kontrolle das Individuum und ganze Institutionen und Techniken.“ Macht ist demzufolge weder eine blosse Restriktion noch etwas, das von aussen auf die Gesellschaft einwirkt. Vielmehr durchzieht sie alle Bereiche der menschlichen Existenz. Im Zusammenspiel von positiv-produktiven und negativ-restriktiven Wirkungen kommt es unablässig zu Konflikten zwischen Macht und Recht, Macht und Gerechtigkeit, Macht und Freiheit. Da auch heute noch – und wieder verstärkt – Macht über Recht gestellt und "Kratos" (Macht) mit "Demos" (Volk) gleichgesetzt wird, ist eine Auseinandersetzung mit Theorien und Erscheinungsweisen der Macht angebracht.

In dieser Lesegruppe beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Macht und lernen wichtige theoretische Positionen und Namen kennen: so u.a. Max Frisch, Niccolo Machiavelli, Friedrich Nietzsche, G. F. W. Hegel, Elias Canetti, Carl Schmitt, Hannah Arendt, Michel Foucault, Martha Nussbaum, Anibal Quijano.

Am 16.5 organisieren wir in Zusammenarbeit mit dem Max-Frisch-Archiv Zürich und der Universität Zürich ein Symposium zum Thema Macht