Die 1960er-Jahre waren nicht nur politisch und kulturgeschichtlich, sondern auch mediengeschichtlich relevant und so verwundert es nicht, dass die Jahre um 1960 die Schwelle zur zeitgenössischen Kunst bilden: Die Entgrenzung des Kunst- und Werkbegriffs löste das Regime der Kunstgattungen (Malerei, Skulptur) zugunsten neuer Medien (Fotografie, Video, Körper, Sprache) auf. Die Normativität und Verbindlichkeit traditioneller Werk- und Autorenkategorien wurden zur Disposition gestellt. Der "White Cube" wurde zugunsten des realen Raums und ortsspezifischen Werken verlassen und die Institutionen des Museums und des Kunstmarkts wurden der Kritik unterzogen. Ende der 1960er Jahre formierte sich die zweite Frauenbewegung, Künstlerinnen gingen mit Aktionen, Performances, und Pamphleten gegen den männlich dominierten Kunstbetrieb vor und feministische Praktiken wie Theorien wurden prägend für die siebziger Jahre. Im Zentrum des Seminars stehen die Minimal Art / Arte Povera / Conceptual Art / Art & Language / Body Art / Institutional Critique / Land Art / Intermedia (Information Art, Video) / Performance / Feminist Art. Diese sich vielfach überschneidenden und nicht eindeutig abgrenzbaren Kunstrichtungen werden in ihren konzeptuellen Ausrichtungen und produktionsästhetischen Aspekten diskutiert, um ihre technischen, thematischen, strategischen und poetologischen Prozesse in den Blick zu nehmen. Etwa ihre seriellen Verfahren, ihre Materialästhetiken, ihre Repräsentationskritik oder ihre ästhetisch-ethischen Politiken.