Im Seminar other classrooms untersuchen wir dieses Semester «Care» in Bezug auf
künstlerische, vermittlerische, kuratorische und forschende Praxen. «Care» kann als «Pflege»
oder «Fürsorge» übersetzt werden, und wird als Verb auch für «sich kümmern» oder «Sorge
tragen» verwendet. In politischen und feministischen Diskursen wird Pflegearbeit oder
reproduktive Arbeit als «Care Work» bezeichnet; Im kuratorischen Feld wird seit einer Weile auf
die etymologische Herkunft von Kuratieren im lateinischen «curare» verwiesen, welches ebenso
mit «Care» übersetzt wird. Kuratieren kann somit als Praxis verstanden werden, welche
verschiedenste Formen von «care» beinhaltet; von der Pflege von Objekten über das
«sich-Kümmern-um» Communities und Diskurse, bis hin zur aktivistischen Arbeit.
In other classrooms werden wir mit verschiedenen Gästen Aspekte von «Care» diskutieren;
Diese reichen vom Hören als eine Praxis des Sorgetragens für Geräusche, Stimmen und Stille,
der Relevanz des (Zu-)Hörens für eine kritische Pädagogik, dem Sich-Sorgen und
Sich-Kümmern um einen beschädigten Planeten und den Möglichkeiten, in der Kunst und
Vermittlung darauf zu antworten, bis hin zu alternativen Vorstellungen von Familie und
reproduktiver Arbeit sowie der Verknüpfung von Kapitalismus,«Care Work» und
Hexenverfolgungen.
In Gruppen werden die Termine mit den fünf Gästen vorbereitet und begleitet; jede Gruppe
entwickelt aus diesen Inputs ein eigenes vermittlerisches oder kuratorisches Konzept, einen
Workshop oder eine künstlerische Reflexion, welche sie am Schlusstermin präsentiert.
Begleitend lesen wir dazu theoretische Texte aus den Feldern der kritischen Pädagogik sowie
der kuratorischen, politischen und feministischen Theorie (siehe Reader).
Gäste:
Plural Wombs
Dorine Van Mel (Berlin), Künstlerin, Theoretikerin und Dozierende, stellt ihr Projekt Plural
Wombs vor; “Plural Wombs is a collaborative project that aims to bring together a number of
cultural practitioners, theorists and activists working on the subjects of reproductive justice,
social reproduction, and the political dimension of parenthood.”
Technocare
Katharina Brandl (Basel/Wien) ist Wissenschaftlerin, Autorin und seit 2019 Leiterin des
Kunstraum Niederösterreich in Wien. Wir sprechen mit ihr über Kuratieren und «Care», sowie
über die Ausstellung «Technocare» (2019). Kann ästhetische Erfahrung ein fürsorgliches
Schauen kultivieren? Können künstlerische Arbeiten selbst zu Akteuren der Fürsorge werden?
Und wie gelingt Fürsorge über räumliche, zeitliche oder emotionale Distanzen hinweg, scheinen
Nähe und direkter Kontakt sie doch auszuzeichnen?
Critical Care for a broken planet
Elke Krasny (Wien), ist Kuratorin, Kulturtheoretikerin und Autorin, sowie Professorin des Instituts
für das künstlerische Lehramt an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wir sprechen mit
ihr über ihre aktuelle Publikation «Critical Care. Architecture and Urbanism for a broken planet»,
sowie über «Caring Activism» und die Beziehung von Vermittlung und kritischer Pädagogik zu
«Care».
«Care Work» - die Politiken reproduktiver Arbeit
Tanja Rochow (Zürich) kuratierte 2019 die Ausstellung «Hammer & Tongs. Witch-hunts in Zurich
and the Politics of the Reproductive System» im Oncurating Project Space. Im Jahr 2020 wird
eine Weiterentwicklung der Ausstellung im Museum Strauhof zu sehen sein. Wir begehen
gemeinsam mit Tanja die Ausstellung und diskutieren anschliessend mit der Künstlerin,
Journalistin und Theoretikerin Caroline Ann Baur (Zürich) über ihr Interview mit der Autorin Silvia
Federici und deren Thesen zu reproduktiver Arbeit und den Zusammenhängen von
Hexenverfolgung, den Ursprüngen des Kapitalismus und «Care Work».
Listening as Care
Anna Frei (Zürich), ist Soundkünstler*in, «sonic community organiser», «sonic researcher”,
Grafikdesigner*in und DJ (Fred Hystère), sowie Mitbegründer*in des Oor-Recordshops in Zürich.
Zusammen mit Anna hören wir und sprechen über die Relevanz des (Zu-)Hörens als
solidarische Praxis und das Sich-Kümmern-um Stille, Geräusche und Stimmen.