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Wie konnte es kommen, dass Einkaufszentren mit klassizistischen Säulen und barocken Treppenläufen versehen, Innenräume mit Bacterio-Laminaten überzogen, Pfeffermühlen als Comic-Figuren entworfen und Stereoanlagen aus Beton gegossen wurden? Was heute unmöglich erscheint und uns die Nase rümpfen lässt, war vor nicht allzu langer Zeit angesagt.
Wir untersuchen im Seminar gemeinsam das Phänomen postmoderner Gestaltung der 1970er und 1980er Jahre aus verschiedenen Blickwinkeln und fragen danach, welche kulturellen Dynamiken im Zuge der 68er das Fundament für diese ästhetischen Strömungen bildeten. In einem weiteren Schritt untersuchen wir, inwiefern die Themen und Konzepte der sogenannten Postmoderne wirklich ausrangiert wurden oder ob sie nicht eher viele Aspekte unseres gegenwärtigen Alltags durchzogen und normalisiert haben und somit auch Teil heutiger Entwurfshaltungen sind.

Das Seminar bietet einen breiten Rückblick über die Entwurfshaltungen der 1970er und 1980er Jahre im Produktdesign und in der Architektur. Sogenannte postmoderne Gestaltung mit historisierenden, humorvoll-zitierenden, teils kritischen und aus heutiger Sicht schrill anmutenden Ansätzen erlebte eine Blüte und positionierte sich als Ablehnung gegenüber rein modernistisch-funktionalistischen Entwürfen. 
Ursprünglich als subversive Sprengkraft gegen ein bürgerliches Bollwerk der Nachkriegszeit zu verstehen, wandelte sich die Bewegung spätestens im Zuge neoliberaler Haltungen (Thatcherism, Reaganomics) der 1980er Jahre zu einer rein ästhetisch verstandenen Hülle für kapitalistische Konsumwelten. Aus einer Avant Garde wurde die Arrière Garde, aus einer kritischen Haltung ein reiner Stil. 
Das Seminar untersucht diese Entwicklung aus der Gegenwart heraus und fragt, inwiefern die Themen der damaligen Zeit für heutige Entwurfshaltung eine Relevanz haben und untersucht die Prozesse einer Designgeschichtsschreibung kritisch. 
Exkursionen bieten die Möglichkeit, Entwürfe aus der damaligen Zeit kennenzulernen. Die Analyse von Filmsequenzen und weiteren populärkulturellen Referenzen aus den 1980er Jahren ermöglichen, den damaligen Zeitgeist zu fassen.

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